MENSCH UND FLUSS
7000 Jahre Freunde und Feinde
Die Geschichte von Mensch und Fluss ist uralt und wechselvoll. So waren die Seseke und die Lippe für den Menschen Fischereirevier, Kultplatz, Verkehrsweg, Energiequelle, Grenze, Abwasserentsorger. Das Wasser war aber auch bedrohlich, davon zeugen Überschwemmungen und Schiffsunglücke. Anhand von vielen wertvollen Funden und Dokumenten der Region belegt die Ausstellung eine dramatische Beziehung, sie erzählt von Nutzen und Not, von Leben und Tod am Wasser.
Mammut-Stoßzahn, gefunden 1823 von einem Berufsfischer am Badeplatz in der Lippe bei Hamm.
Kulturelles Wellenspiel. Die Lippe und ihre Nebenflüsse wie Ahse, Seseke und Stever stehen bereits seit der Jungsteinzeit, also ab etwa 5000 v. Chr., in einem engen Wechselverhältnis mit der Kultur des Menschen. Jagd und Fischereirevier, Verkehrsweg, Kultplatz, militärische Befestigung, Wasserversorgung, Energiequelle für Mühlen, Grenzlinie, Abwasserentsorgung sind entscheidende Funktionen und Standortfaktoren.
Kelch, um 1500, Pfarrgemeinde
Heilige Familie Kamen. Die mittelalterlichen
Stadtgründungen liegen
an Flüssen.
Ring eines Lippeschiffers mit den Symbolen für Glaube, Liebe, Hoffnung, um 1860.
Wasserstadtmenschen. Die Stadtgründungen des Mittelalters wie Hamm, Kamen, Werne, Lünen, Haltern, Dorsten sind alle „Flussstädte“. Reiche und spannende archäologische Funde aus der Umgebung der Flüsse und aus den Flüssen selbst sowie Raritäten aus Schatzkammern und Archiven liefern die Beweise und sind in dieser Sonderausstellung zu bewundern.
Kulthammer aus der Lippe bei Lünen. Durch modernste Methoden wurde festgestellt, dass er aus der Zeit um 3050 v. Chr. stammt und sehr kompliziert aus Hirschgeweih gearbeitet ist.
Flusskulte-Kultflüsse. Flüsse wurden von jeher als Kultplätze, genauer als Opferstätten, angesehen. Über Jahrtausende hinweg wurden wertvolle und seltene Objekte geopfert, z. B. ein Kulthammer aus Hirschgeweih und zahlreiche Lanzenspitzen, Beile, Dolche sowie Schmuck aus Bronze.
Wandteppich mit Lippeschiff, aus Schermbeck, 1877
Ruderschläge in die Ferne. Die ältesten Verkehrs- und
Transportmittel, die in unserer Region entdeckt wurden,
sind Einbäume aus der Lippe. In der Zeit der römischen
Feldzüge um Christi Geburt rückte die Lippe als schriftlich
überlieferte Wasserstraße erstmalig in das Bewusstsein der
damaligen Weltöffentlichkeit.
Auch im Mittelalter und noch bis in die zweite Hälfte des
19. Jahrhunderts brachte dieser Transportweg insbesondere
für Kohle, Ziegelsteine und Salz Reichtum in die Stützpunkte
der Lippeschiff fahrt. Im Jahr 1840 wurden 80.000
Tonnen zum Rhein transportiert.
Auch Tränen fließen. Flüsse haben stets auch Gefahren dargestellt. Bei Überschwemmungen oder Schiffsunglücken kamen immer wieder Menschen ums Leben.
Das große Lippehochwasser 2003.
Die Natur kehrt zurück! Im 20. Jahrhundert wurden die Fließgewässer unserer Region verschmutzt, später kanalisiert und heute bringen aufwändige Projekte zur Renaturierung die Wende. Der Lippeverband, Flussmanager für wasserwirtschaftliche Aufgaben, ist für die Rückkehr der Natur und des Menschen an die Lippe und ihre Nebenläufe verantwortlich.